Der Filmemachers Steve Sullivan hat in einem mehrere Jahre dauernden Prozess den gigantischen Nachlass von Chris Sievey aka Frank Sidebottom gesichtet, und aus VHS-Bändern, Pappausschnitten, Notizbüchern, Kostümen, Erinnerungsstücken, inspirierten Fanzine-Kunstwerken, sowie dutzenden von Interviews einen prächtigen Film gebastelt, welcher dem rastlosen, ja getriebenen Unikat aus Manchester tatsächlich gerecht wird. Auch wenn dessen zweimaliger Abstecher nach Darmstadt (neben einem Besuch in New York seine einzigen Auftritte ausserhalb Englands) nicht im Film vorkommt, da Sullivan für seinen 105-Minütigen Film sowieso viel zu viel Material hatte, ist der Film gespickt mit Anekdoten und eine wahre Huldigung Chris Sieveys.
Chris Sievey, ein talentierte Gitarrist und Songwriter erschuf in den 80ern Frank Sidebottom, eine verrückte Comedy-Figur mit einem großen Kopf aus Pappmaché. Chris´ Popträume wurden quasi aufgegeben, weil Frank ein echter Erfolg war (wenn auch weitaus marginaler als der Erfolg, nach dem Chris sich sehnte). Er war leidenschaftlich an seiner Kreation Frank interessiert und ordnete seine eigene Identität und Existenz dieser bizarren Gestalt unter. Frank wurde ein Semi-Star mit einer äußerst fanatischen, aber kleinen und nicht zu übersehenden Gefolgschaft. Er erzielte einige Erfolge im Kinderfernsehen und im lokalen Fernsehen, aber etwas in diesem seltsamen, unbeweglichen Gesicht und der verstopften Nasenstimme im Inneren, war einem echten Durchbruch nicht gewachsen.
Sullivans Dokumentarfilm wirft Licht auf eine zentrale Frage: War Frank Sidebottom eine geniale Kreation purer surrealistischer Performance-Kunst, oder war er eine kreative Sackgasse, ein halbwitziges Stück Fremdheit, über das seine lauten Fans lachten und nicht mit ihnen? Sullivans Film neigt zu ersteren. Und ich auch. Sievey war ein großartiger Comiczeichner, dessen Zeichnungen zu Recht verehrt werden.
Er starb 2010 im Alter von 54 Jahren an Krebs.