Josefine, die Sängerin oder Das Volk der Mäuse.
Eine musikalisch-improvisorische Annäherung an Franz Kafkas letzte Erzählung von 1924.
Mit Silvia Sauer (Vokalperformance), Susanne Resch (Saxophon und Flöten), Lukas Grossmann (Theremin), Christoph von Erffa (Cello), Christian Wirmer (Sprecher).
Diese letzte Erzählung Franz Kafkas thematisiert das Verhältnis von Künstler*in zum Publikum, von Publikum zu Künstler*in. Er beschreibt darin deren Wechselbeziehung und scheint damit einen Gedanken von Josef Beuys vorwegzunehmen: Jeder Mensch ist ein Künstler. Kafka arbeitet auch den Umkehrschluss heraus: Jeder Künstler ist (auch nur) ein Mensch, ein Mensch in seinem Geltungsdrang, befangen in seinen Eitelkeiten. In Kafkas Geschichte stellt sich heraus, dass die „singende“ Maus Josefine ganz im Widerspruch zu ihrem übersteigerten künstlerischen Selbstbewusstsein eigentlich gar nicht singt, sondern nur pfeift und damit etwas vorführt, wozu jede andere Maus selbst in der Lage ist. Erst das Zusammenkommen des Volkes zum Konzert und das damit entstandene Publikum, macht Josefines „Gesang“ zur Kunst.
Die Jetztmusik! Konzerte 2024 haben das Thema Grenzen als prägende Fragestellung unserer Zeit. Im Raum zwischen Freiheit und Festlegung machen die Konzerte in komponierter wie improvisierter Musik Grenzen als ebenso wirkmächtige wie produktive Kraft wahrnehmbar.