FÄLLT AUS!: André Cezanne (Klassische Gitarre)

Im ersten Teil des Programms „Panorama“ erklingt ein komprimierter Rundblick über die Gitarrenmusik des frühen 19.Jahrhunderts. Die Beliebtheit der Gitarre in den europäischen Zentren dieser Zeit wie Paris, Wien, London und St.Petersburg war so groß, dass man die Begeisterung für das zarte Instrument auch leicht ironisch als „Guitaromanie“ bezeichnete. Die Gitarrevirtuosen und -komponisten damals stammten in der Regel aus den südeuropäischen Ländern.
Fernando Sor war Katalane und wirkte vor allem in Paris und London, da er aufgrund seiner republikanischen Gesinnung seine Heimat verlassen musste. Sein Kollege und Konkurrent Ferdinando Carulli wurde in Neapel geboren und erlernte zunächst das Cellospiel bevor er sich quasi ausschließlich der Gitarre widmete und für das Instrument mehrere hundert Werke hinterließ. Aus Apulien kam im Jahre 1806 Mauro Giuliani nach Wien, wo er über Nacht zum gefeierten Star wurde. Er war mit Beethoven bekannt und gab Konzerte mit I.Moscheles und Joh.N.Hummel.

Der zweite Teil des Abends schlägt einen musikalischen Bogen von der Romantik der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts über das frühe 20.Jahrhundert bis in unsere heutige Zeit.
Der wohl bedeutendste Schüler F.Sors war der im französischen Jura gebürtige Napoleon Coste. Seine eloquente Komposition Grande Sérénade stellt einen Höhepunkt seines Schaffens dar und wurde in einem 1856 ausgerufenen internationalen Wettbwerb preisgekrönt. Federico Moreno Torrobas Liebe zur Landschaft seiner Heimat ,der Kastillischen Hochebene, ist aus jedem Klang seiner Charakterstücke herauszuhören. Doch auch der Gitarre blieb er zeit seines Lebens zugewandt und hinterließ zahlreiche Werke für das Instrument vor allem im Auftrag des wohl bekanntesten Gitarrenvirtuosen des 20.Jahrhunderts Andrés Segovia. Zum Abschluss des Konzerts stellt der Solist des heutigen Abends, André Cezanne, der an der Musikhochschule Mannheim Komposition studierte, ein Werk vor, dem mystische Erfahrungen während einer Reise in die zentralbrasilianische Savannenlandschaft der Chapada dos Veadeiros zugrunde liegen.

André Cezanne wurde 1963 in Frankfurt/Main geboren. Er studierte Gitarre an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt bei Wilfried Senger und Olaf Van Gonnissen sowie Komposition an der Hochschule für Musik Heidelberg-Mannheim bei Prof. Ulrich Leyendecker (1946-2018). Meisterkurse u. a. bei Sonja Prunnbauer, Magnus Anderson und Alvaro Pierri ergänzten seine Studien. Als Komponist wurde er mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet, wie dem Johann-Vaillant-Kompositionspreis 1999 der Bergischen Gesellschaft für Neue Musik, sowie Preisen beim 1. Göttinger Kompositionswettbewerb für Gitarre 2000 und beim Kompositions-wettbewerb des Panta-Rhei-Festivals 2002 in Würzburg. Bis 2015 unterrichtete er an verschiedenen Musikschulen im Rhein-Main-Gebiet, so u.a. auch am Peter-Cornelius-Konservatorium Mainz. Im Rahmen seines guitaromanie-projektes, das sich mit Gitarrenmusik der Klassik und Frühromantik beschäftigte, war André Cezanne bis 2013 in unterschiedlichen Kammermusikbesetzungen sowie solistisch konzertierend aktiv. Aktuell widmet er sich eingehend seiner solistischen Konzerttätigkeit. So ist er z.B. im Rahmen seines Projektes „Gitarrenmusik in sozialen Einrichtungen“ bestrebt, Menschen mit eingeschränkter Mobilität eine gewisse Teilnahme am kulturellen Leben zu ermöglichen.

Freitag, 20.11.2020
20:00 Uhr
Eintrittspreis: 12,00 €

Location:

Agora
Erbacher Straße 89
64287 Darmstadt
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Veranstalter:

Agora bewegt eV