Konzert: Conny Ochs (Doom Folk)

Dass Musik gut ist, wenn sie berührt, ist eine Binsenweisheit. Aber was braucht Musik, damit sie uns berührt? Vor allem einen anderen Blickwinkel auf die Welt als unseren – die beste Geschichte ist die, die noch niemand erzählt hat.
Conny Ochs liest die Welt intensiv und sieht Zeichen, die anderen verborgen bleiben. In seinen Songs erzählt er davon, mit Inbrunst, Verve und Verletzlichkeit. Das neue Album “Doom Folk” geht neue Wege, zuweilen aber auch parallel neben den alten Pfaden.
Seit Jahren tourt Conny Ochs als Rock´n ‘Roll-Vagabund durch die Lande, von Konzert zu Konzert, meist solo, aber nie allein. Zeugen dieser Wanderung sind seine Alben “Raw Love Songs” (2011), “Black Happy” (2013) und “Future Fables” (2016): Reduziert aufs Wesentliche, auf eine Westerngitarre und eine mal flehende, mal fordernde, mal hoffende, mal bedauernde, jederzeit aber unverblümt ehrliche Stimme zelebriert Ochs seinen Blues-infizierten Landstraßen-Folk und ließ sich dabei nur selten von einer zweiten Stimme oder scheuen Percussions ein kurzes Stück begleiten. Auch auf seinen zwei vielbeachteten Alben zusammen mit Doom-Legende Scott “Wino” Weinrich (“Heavy Kingdom”, 2012 und “Freedom Conspiracy”, 2015), vertonten im wesentlichen nackte Gitarren und pure Vocals große Gefühle.
Nun meldet sich Ochs mit neuem Material zurück und schlägt dabei überraschend neue Wege ein. Damit wir uns richtig verstehen: Auch “Doom Folk” ist ein Conny Ochs-Album durch und durch, voll dunkler Träumereien und eindringlicher Melancholie. Es finden sich gewohnt bittersüße Singer-Songwriter-Lamenti wie das bedauernd tänzelnde “Moon” über das Hin und Her einer Liebe, das tapfer vorwärts blickende “New Ruins” oder das eigene Schwächen thematisierende “King of the Dead” (“They call me king of the dead / ’cause I have a hard time with the living”) allesamt wunderbar eindringliche Folk-Perlen.
Doch dieses Mal ist da noch mehr: Mehr Instrumentierung durch Drums, Bass, Orgeln, mehr Verzerrung und damit mehr Möglichkeiten: der fesselnde Opener “Dark Tower” beispielsweise, eine tonale ebenso wie inhaltliche Hommage an den viel zu früh gestorbenen Chris Cornell. In “Hammer To Fit” wummern die Orgeln fast zuversichtlich, ja optimistisch, während die Gitarren an die flirrenden Wüstensounds der Tucson-Szene erinnern. Der auf Ochs-Platten mittlerweile obligatorische Country-Song kommt dieses Mal noch deutlicher, noch kompromissloser daher: “Gun In The Cradle” ist auf angenehm unprätentiose Weise uramerikanisch. Und “Drunken Monkey” tänzelt cool um einen verzuckerten Refrain, der lupenreiner Pop ist.
Auf der anderen Seite, quasi als Kontrast zu diesen lichten Momenten, stehen dunkel brodelnde Songs aus schlaflosen Nächten wie das im Schmerz badende “Waiting For The Pain”, oder das erschöpft delirierende “All Too Bright”, die mit ihrem schattigen Blues Folk an den Meister der morbiden Laszivität Nick Cave oder auch ein wenig an Bowie erinnern. Und wenn dann die Gedanken und Emotionen wie Fieberträume im Gospel-Rocker “Crawling” regelrecht manisch werden, verschmelzen Lust und Schmerz.
Und so fächert “Doom Folk” die unbedingte Authentizität von Conny Ochs abwechslungsreicher auf als je zuvor: Melancholie und Wahnsinn, Zermürbung und Hoffnung, eingebettet in das Spiel aus Laut und Leise, mal getragen vom reinen, angenehmen Ton um dann wieder in der Dissonanz, den eine in die Sättigung gefahrene Verstärkerröhre intoniert, aufgelöst zu werden.Einlass ab 19:00 Uhr.

Montag, 25.03.2019
22:00 Uhr – Eintritt frei.

Location:

Goldene Krone (Kneipe)
Schustergasse 18
64283 Darmstadt
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Veranstalter:

Goldene Krone