Künstlergespräch mit Lisa Rave

Lisa Rave parallelisiert in ihrem Film »Europium« (2014) den Spiritualismus der indigenen Bevölkerung Papua-Neuguineas und deren wechselvolle koloniale Vergangenheit anhand der Nautilus-Muschel und des traditionellen Muschelgeldes. Es wird Tabu oder Diwarra genannt. Bis heute spielt es vor allem bei Hochzeiten und Begräbnissen eine wichtige spirituelle Rolle.
Zentral ist in Raves Film das Element Europium, das zu den sogenannten Seltenen Erden gehört. Es macht die Farbbilddarstellung von Smartphones und Flatscreens brillanter. Rave verfolgt Traditionslinien von Kolonialismus bis Rohstoffausbeutung heute, stellt Fetischkult banalem Konsum gegenüber und konfrontiert die Unterwerfung vermeintlich unzivilisierter Naturvölker und ökologischer Zerstörung.
Im Hessischen Landesmuseum präsentiert Lisa Rave neben ihrem Film Muschelgeld aus der Ethnologischen Sammlung. Darunter ist ein Kragen, der dicht mit Nassa-Schnecken besetzt ist. Er stammt aus Birara, im ehemaligen Neu-Mecklenburg, heute Niu Ailan bzw. New Ireland. Er kam 1904 als Geschenk des Geometers Rudolf Schmitt aus Gernsheim in das Landesmuseum. Bis zum Ersten Weltkrieg erfolgten laufend Stiftungen von Kolonialbeamten, Kaufleuten, Forschern und Weltreisenden.

Lisa Rave ist 1979 in Großbritannien geboren, in Kiel aufgewachsen und lebt in Berlin. Sie hat Experimentellen Film in Berlin und Fotografie in New York studiert, war 2017 Stipendiatin der TBA21–Academy in Wien, 2014 Stipendiatin der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart. 2014 gewann sie den Videokunstpreis Bremen. Sie unterrichtet an der Akademie der Bildenden Künste, Nürnberg.

Sonntag, 02.06.2019
14:00 Uhr

Location:

Hessisches Landesmuseum
Friedensplatz 11
64283 Darmstadt
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Veranstalter:

HLMD