Christopher Wurmdobler liest und erzählt "Solo" (Czernin-Verlag).
Wien ist City und hier hat man(n) Sex, wenn‘s gut läuft. In Martins, Davids, Ritas, Lenas, Peters und Arnolds queerem Freundeskreis gehen dem regelmäßig mondäne Partys, exaltierte Kunstauktionen oder eventige Strumpfhosenkollektionspräsentationen voraus. Die äußere und innere Großstadtshow führt David in seinem 200-qm-Luxusloft fort und lässt Martin hinter sich, wenn er in sein kleines, altes Schrebergartenhäuschen zurückkehrt, in das er als Landschaftsgärtner wie hineingeboren hineingehört. Von Flucht vor der urbanen Umtriebigkeit kann allerdings in Christopher Wurmdoblers Roman "Solo" keine Rede sein. Viel zu gerne stürzen sich Martin samt Bezugsgruppe in die Arme der Partywelt und derer, die diese mit sich bringt. Die Clique -schlägt sich dauernd mit dem inneren Schweinehund und First-World-Problems herum. ("Vorstadtweiber" lässt grüßen) Die daraus resultierende Komik im Alltäglichen trägt Wurmdobler mit perfektem Wiener Schmäh vor.Dass dem einst leidenschaftlich erlebten XxxxxX mittlerweile diverse Hürden im Weg stehen -hängende Backen und Säcke, perfektionistisch durchgestylte, unumbrüchliche Lebensentwürfe, grassierende Altersheterosexualität -ist das Leitmotiv des Romans. Dass Christopher Wurmdoblers Wien eine heiße Weltstadt ist, wird mit jedem Satz klarer. "Solo" ist ganz weit weg vom Porno oder politischen Plädoyer und ganz nah dran an der Großstadt-Blase.