Versteckt hinter den Schulen, Büros und Arbeitsplätzen unserer Städte finden sich Orte, die außerhalb der gewohnten bürgerlichen Ordnung zu liegen scheinen. Es sind Orte, an denen für die kurze Dauer einer Zigarette keine Zeit existiert, die Menschen in ihrem Handeln merkwürdig vereint und dem Anschein nach gleich sind. Die verschiedenen Hintergründe der einzelnen Protagonist*innen dieser Szenerien bilden einen ungewohnt ehrlichen Querschnitt durch unsere Gesellschaft. In einem Spannungsfeld zwischen stiller Beobachtung und lockerem Smalltalk treffen sich hier diejenigen, die eine kurze Pause von ihrem Alltag, dem Job oder ihrem Ausharren benötigen. Auf wenig Platz, im Halbschatten der Hinterhöfe raunt man sich Grüße zu, kommentiert das Wetter oder probiert sich an einer Einordnung der letzten Schlagzeilen. Zurück lassen die Menschen kleine „Zeugnisse ihre Anwesenheit“ wie Zeitungen, zerknüllte Werbung, nachhallende Gesprächsfetzen und die Überreste entleerter Hosentaschen.
Diese Artefakte sammelt Jonas Fahrenberger und verwendet sie in seinen Malerei-Collagen, um einigen der Schicksale und ihren Geschichten nachzufühlen oder neue (vielleicht passendere) zu erfinden. Die Fundstücke werden vergrößert, vernäht, kombiniert und übermalt – behalten jedoch stets ihren vertraut wirkenden Charakter. In seiner Ausstellung „Neues aus der Raucherecke“ werden nun einige aktuelle Arbeiten in den neuen Räumlichkeiten von das blumen e.V. präsentiert, die sich spielerisch auf eine kritische Auseinandersetzung mit den verlorenen Momenten des Alltags einlassen. Fahrenbergers Ausstellung „Neues aus der Raucherecke“ wird vom 11.04. bis 02.05.2023 im Kiosk in der Annastraße 2 gezeigt.