Vhs-Abend: Das rote Jahrzehnt - 50 Jahre '68

Unter den historischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts bleibt 1968 das am wenigsten greifbare. Warum hat es sich im kulturellen Gedächtnis so vieler – vor allem westlicher – Gesellschaften derart tief eingekerbt und wieso erhitzt es die Gemüter gerade in der alten Bundesrepublik bis heute? Dabei ist das rote Jahrzehnt, das mit dem Aufbruch der Studentenbewegung 1967 begann und mit dem deutschen Herbst 1977 endete, kaum einmal zusammenhängend beschrieben worden. Zwischen Kapital-Schulung, Betriebsarbeit, Kinderladen, Antiimperialismus und revolutionärer Berufspraxis erstreckte sich ein weites Feld intellektueller und jugendlicher Radikalismen. Vor allem der Terrorismus wirkte als Katalysator in einer ohnehin scharf polarisierten Gesellschaft. Das Bündel von Motiven noch einmal aufzuschnüren, die die Aktivisten getrieben hat. Und sich über psychischen und intellektuellen Folgen dieser Erfahrungen Rechenschaft zu geben. Jetzt, wo die 68er an der Macht sind, für Jüngere wie für Ältere eine spannende Rückschau auf die wilden Jahre. Das "rote Jahrzehnt" begann in der Bundesrepublik mit den Schüssen in Westberlin am 2. Juni 1967 und endete mit Schüssen in Stammheim und der Ermordung Schleyers im "Deutschen Herbst" 1977. Das sind die Eckdaten dieser erstmalig zusammenhängend beschriebenen Generationengeschichte.

Gerd Koenen, Autor zahlreicher vielbeachteter Bücher zur Geschichte der Linken und des Kommiunismus, hat dieses besondere Kapitel einer Mentalitäten- und Generationengeschichte der alten Bundesrepublik in seinen zeithistorischen Bezügen wie in seiner inneren Psychodynamik nachgezeichnet und zu entschlüsseln versucht. Gerd Koenen, Jahrgang 1944, ist Historiker und Publizist. 1968 war er Aktivist des SDS in Tübingen und Frankfurt, in den 1970er Jahren Aktivist des Kommunistischen Bundes Westdeutschland. Später war er Redakteur des Frankfurter "PflasterStrand", freier Journalist für viele Print- und Funkmedien, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsprojekt "West-östliche Spiegelungen" von Lew Kopelew, sowie vor allem Autor zahlreicher Sachbücher, zuletzt "Die Farbe Rot – Ursprünge und Geschichte des Kommunismus" (C.H. Beck, Sept. 2017). Gerd Koenens bekanntestes Buch ist "Das rote Jahrzehnt. Unsere kleine deutsche Kulturrevolution 1967-1977" (2001). 2007 wurde er ausgezeichnet mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung.

Donnerstag, 18.10.2018
19:00 Uhr
Eintrittspreis: 6,00 €

Location:

Justus-Liebig-Haus
Große Bachgasse 2
64283 Darmstadt
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Veranstalter:

Volkshochschule Darmstadt