Rolf Kühn wagte Mitte der 1950er Jahre als einer der ersten deutschen Jazzmusiker den Schritt über den Atlantik. In Deutschland galt er damals ohnehin als bester Jazzklarinettist seiner Zeit. Zwischen 1954 und 1962 war er uneingeschränkter Herrscher der europäischen Jazz Polls, wobei seine große Beliebtheit beim breiten Publikum insbesondere auch seiner Tätigkeit als erster Saxofonist beim Berliner RIAS-Tanzorchester unter der Leitung des legendären Werner Müller zu verdanken war.
Und auch in den USA wurde ihm bald schon große Anerkennung zuteil. Seine fundierte Technik, basierend auf einer klassischen Ausbildung, seine außergewöhnliche Tonbildung und Phrasierung, gepaart mit Improvisationstalent und kompositorischer Begabung – die Musikerpersönlichkeit Rolf Kühn, setzte auf diesem klassischen Jazzinstrument Maßstäbe.
Seine überragende Begabung öffnete Türen. Er spielte in der Bigband Benny Goodmans, übernahm später die Leitung des NDR-Fernsehorchesters, war Mitglied der German All Stars, spielte mit Billie Holiday, Albert Mangelsdorff, Chick Corea, Randy Brecker und neben vielen anderen immer wieder auch mit seinem jüngeren Bruder, dem Pianisten Joachim Kühn.
Rolf Kühn streckte seine Fühler in die Gefilde des Free-Jazz und des Rock-Jazz aus, spielte gleichzeitig mit seinem Vorbild Buddy DeFranco, um schließlich mehr und mehr sein Talent als Komponist und Arrangeur zu pflegen. Er beschäftigte sich intensiv mit dem Dirigieren und trat als Komponist für Film- und Fernsehproduktionen hervor. Neben der Arbeit als Solist und mit eigenen Gruppen übernahm er die musikalische Leitung an großen deutschsprachigen Bühnen wie dem Thalia-Theater, dem Theater an der Wien und dem Berliner Theater des Westens.
Dieses lange und erfüllte Musikerleben, aber auch die musikalische Vielseitigkeit des 1929 geborenen Musikers bieten einiges an Gesprächsstoff.
In seiner 79. Auflage wird sich die Veranstaltungsreihe JazzTalk im Jazzinstitut erstmals zwei Abende mit einem Musiker beschäftigen.
Heute wird sich in gewohnter Weise Dr. Wolfram Knauer, Leiter des Jazzinstituts, mit Kühn über das unmittelbar im Konzert gehörte und das erfahrene unterhalten.

Rolf Kühn - Klarinette
Ronny Graupe - Gitarre
Johannes Fink - Kontrabass
Christian Lillinger - Schlagzeug

Bei diesem JazzTalk treffen nicht nur zwei Generationen Jazzmusiker aufeinander. Es ist auch eine aufregende Begegnung mit einer echten gesamtdeutschen Jazzlegende.