Das 3. Saisonkonzert 2013/14 des Konzertchors Darmstadt hält etwas ganz Besonderes bereit: die szenische Aufführung der „Compositionen zu Göthe’s Faust“ (so der Originaltitel) vom preußisch-polnischen Fürsten Anton Radziwill. Im Rahmen der Projektreihe „Impuls Romantik“ des Kulturfonds Frankfurt RheinMain bringen renommierte Solisten und SchauspielerInnen sowie Chor und ein großes Orchester eine spannende Produktion dieses weithin unbekannten Werks auf die Bühne. Für die szenische Einrichtung ist die Regisseurin Kirsten Uttendorf verantwortlich. Am Konzerttag wird um 16 Uhr ein kostenloser Einführungsvortrag angeboten.

Von 1810 bis etwa 1830 schrieb der Politiker, Kunstmäzen, Cellovirtuose und Komponist Fürst Anton Radziwill (1775 – 1833) die „Compositionen zu Göthe’s Faust“ für ein groß besetztes Orchester, Gesangssolisten, Sprecher und Chor. Dabei stand Radziwill in engem Kontakt zu Goethe, der das zwischen Oper, Oratorium und Schauspielmusik oszillierende Werk ausnehmend lobte. Im Gegensatz zu zahl¬reichen anderen „Faust“-Bearbeitungen von Faust I hatte Radziwill auf den Original¬text von Goethes „Faust. Der Tragödie erster Teil“ zurückgegriffen. Mehrere halb¬private Teilvorführungen zählten zu den kulturellen Höhepunkten Berlins im 19. Jahr¬hundert und trugen zur späteren Verbreitung von Goethes „Faust“ entscheidend bei.

Das Stück wurde bis etwa 1870 auf deutschen Bühnen oft gespielt, jedoch meist in gekürzter Form. Dann geriet es in Vergessenheit. Der Konzertchor Darmstadt präsentiert nun die ungekürzte szenische Wiederaufführung der frühromantischen Komposition und schafft damit die Möglichkeit, den einst von Goethe hoch geschätzten Komponisten aufs Neue zu entdecken.